In Gedanken: Legende zum Marterl von Max Stiegler

Im Juni 1938 fand an der Volksschule Stainach ein Wandertag statt. Beim Heimgang erlaubte der Klassenlehrer jenen Schülern die am alten Bahnhof wohnten heimzugehen.  Drei Schüler, zwei Brüder Leopold Schütter (6 Jahre) und Ludwig Schütter (8 Jahre) und deren Freund Eduard Lang (8 Jahre) gingen aber nicht heim, sondern spielten an der hochwasserführenden Enns mit einem Baumstamm. Der Baumstamm trieb in die Enns und alle drei Buben ertranken hilflos. Zusehende Freunde konnten ihnen nicht mehr helfen.


Maximilian Stiegler von der Berg- und Naturwacht Stainach fand eine stark verwitterte Blechtafel am Ennsufer auf der die Namen der verunglückten Kinder standen. Er begann sofort Informationen über dieses Unglück zu bekommen. Im Schulbuch stand für diesen Tag keine einzige Zeile von dem Fall, auch im Polizeiarchiv fand man keinen Hinweis.

Der Zeitzeuge und Mitschüler der beiden älteren Buben, Hubert Kolb, konnte mir detailliert Auskunft geben. Auf die Frage warum nirgend etwas geschrieben steht erstaunte sehr. Zu diesem Zeitpunkt war die NS- Zeit auch in Stainach in voller Blüte, fast alle Lehrer samt dem Schulleiter waren Parteimitglieder, die Eltern der Kinder aber keine Parteimitglieder, sondern Eisenbahner und diese wurden immer wieder von den Nazis angefeindet. So war man froh, sagte mir ein „Zeitzeuge“, dass drei rote „BANKERT“ weniger waren.

Maximilian Stiegler hatte die Sache so erschütternd, dass er sich schwor, diese Ereignis wieder zu beleben und so entstand die Sache mit dem Marterl. Am selben Tag des Unglücks war in Schladming ein Ruhmestag für den Führer, dies konnte man schon in der Schulchronik auf einer ganzen Seite lesen. Die Mütter der Kinder wurden schwer depressiv.

Text: Maximilian Stiegler